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Die neuen Genossen

Salzburger Nachrichten 30. August 2008 – Petra Bader
Die Aufbruchstimmung im Weinbau bewegt auch die Genossenschaften in eine zukunftsweisende Richtung.

Die Geschichte der Genossenschaften im heimischen Weinbau ist durchwachsen. Anders als in Deutschland spielte in Österreich Qualitätsbewusstsein keine große Rolle – mit wenigen Ausnahmen. Zwar wurde in der Nachkriegszeit in nahezu jedem größeren Weinort eine Winzergenossenschaft gegründet, doch meist entstand billiger Fasswein für den Großhandel. Dabei ist die genossenschaftliche Idee durchaus viel versprechend: Kleine oder mittelgroße Weinbaubetriebe investieren gemeinsam in Produktion und Vertrieb. Der Gewinn fließt an die Mitglieder. In der Theorie ist das ein Segen für die vielen klein strukturierten Betriebe, bei denen sich die Investitionen für einen Alleingang kaum lohnen würden. Leider blieb es meist mangels Qualität des Produkts bei der Theorie. Folge: Geringe Wertschöpfung, niedrige Traubenpreise für dei Genossenschaftsmitglieder, daher wenig Ansporn zu aufwändiger qualitätsorientierter Arbeit – der Teufelskreis schloss sich und es blieb bei billigem Wein. So mancher Weinbauer lieferte da seine „besseren“ Trauben einfach gar nicht ab, sondern vermarktete sie auf anderen Wegen.
Doch die Dinge haben sich geändert. Leuchtendes Beispiel für einen ungebrochenen Aufwärtstrend ist die „Domäne Wachau“, in den vergangenen 15 Jahren unter dem Namen „Freie Weingärtner Wachau“ bekannt und Anfang des Jahres umgetauft. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1938. Geschäftsführer Roman Horvat – übrigens derzeit aussichtsreichster österreichischer Kandidat für den international renommierten Titel „Master of Wine“ – erklärt die Umbenennung folgendermaßen: „Die ‚Domäne Wachau‘ war bisher schon unsere hochwertigste Weinlinie. Der neue Name unterstreicht unsere Qualitätsstrategie und soll uns helfen, noch klarer aufzutreten.“ Der technische Direktor Heinz Frischengruber führte eine stärker qualitätsorientierte Vergütung der Trauben für die Winzer ein und lädt regelmäßig zu Schulungen – eine große Aufgabe angesichts der 600 Mitglieder und 420 Hektar Rebfläche. Insgesamt werden in der Kellerei jährlich rund 2,5 Millionen Flaschen Wein abgefüllt. Und das auf höchstem Niveau. Der US-Kritiker David Schildknecht vergab in Robert Parkers weltweit einflussreichem „Wine Advocate“ einige Spitzenbewertungen. Das österreichische „Falstaff“-Magazin reicht den Betrieb sogar unter die Topten der Weißweinproduzenten. Und im „Salon Österreichischer Wein“, dem härtesten Weinwettbewerb Österreichs, sind gleich drei Weine vertreten.

Auch im Burgenland hat sich einiges getan. Der Strukturwandel in der Branche führte zur Schließung vieler kleiner Winzergenossenschaften und als Gipfel zum Konkurs der Weinkellerei Burgenland in St. Margarethen. In dieser schwierigen Zeit startete Starwinzer Josef Umathum. In Andau, dem Wohnort seiner Großeltern, hob Umathum 1998 ein Pilotprojekt mit den Mitgliedern der dortigen Genossenschaft aus der Taufe. Der Qualitätsweinbau und damit auch die Einkommenssituation der Traubenproduzenten sollten verbessert werden. Im Jahr 2002 wurde die Produktlinie „Zantho“ gegründet. Für das Projekt verantwortlich sind Umathum selbst als Mentor und Ideengeber, weiters der in Klosterneuburg ausgebildete Andauer Wolfgang Peck als Geschäftsführer sowie Thomas Gratzer, der das Trio als weit gereister Weinfachmann in Sachen Vermarktung vervollständigt.
Der Name „Zantho“ bezieht sich auf die mittelalterliche Bezeichnung des Weinortes Andau im Seewinkel. In Andau werden oft die höchsten Temperaturen und die niedrigsten Niederschlagsmengen Österreichs gemessen. Auf schottrigen und sandigen Böden finden die Trauben optimale Voraussetzungen, um zu reifen. Das Symbol für „Zantho“ ist die pannonische Waldeidechse, ein Kaltblütler, der die warmen Böden in den Andauer Weingärten sehr liebt.
Produziert werden im „Winzerkeller Andau“ etwa sieben Millionen Liter Wein von 800 Hektar Rebfläche. Die „Zantho“-Trauben stammen von 70 ausgewählten Hektar. Der kürzlich für 7,6 Millionen Euro auf den neuesten technischen Stand gebrachte Keller bietet das nötige Equipment für eine perfekte Vinifikation.
Weil das leistungsgerechte Zahlungsmodell – je hochwertiger die Trauben, desto höher der Preis – ein Anreiz ist, interessieren sich immer mehr Mitglieder dafür, nach der Methode „Umathum“ zu arbeiten. Die Weinlinie des Konzepts ist äußerst erfolgreich. Ein feines Sortiment aus heimischen Rebsorten wie Zweigelt, St. Laurent, Grünem Veltliner und Muskat Ottonel bringt den Erfolg in Österreich und im Export.
Keine Frage, die Arbeit als Genossenschaft ist nicht leicht. Aber unsere Beispiele zeichen, wie durch die Symbiose von hochwertiger Traubenproduktion und leistungsgerechter Bezahlung sowie Know-how im Keller auch bei großen Mengen gute, teilweise hervorragende Qualität erzeugt werden kann.