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Der Schwierige

Sankt Laurent steht in Österreich auf rund 415 von rund 50.000 Hektar Rebfläche,
aus der Standard v. 9.2.01

auch in der Pfalz und in der Slowakei finden sich noch ein paar dieser Reben, und das war es auch schon. Der Name des Weines kommt vom 10. August, der Namenstag des Laurentius, ab dem die Trauben zu reifen beginnen. Eine Frühreife, die es mit sich bringt, dass die Rebsorte – konsequente Ertragsbeschränkung vorausgesetzt – wirklich außergewöhnliche Qualitäten hervorbringt. Durchforstet man einschlägige Wertungslisten, verwundert es kaum, dass gerade aus dem schwierigen 1998er Jahrgang (verregneter Herbst) überdurchschnittlich viele St. Laurents auf Spitzenplätzen zu finden sind.

Der St. Laurent gilt als österreichische Sorte, wobei seine Verwandtschaft mit der aus Frankreich stammenden Burgunderfamilie nach jahrelangem Zweifel und Streit mittlerweile nicht mehr bestritten wird. „Bei jedem von 40 untersuchten Stöcken konnte mindestens ein Merkmal festgestellt werden, das auf Burgunder hindeutet“, stellt Ferdinand Regner von der Abteilung Rebenzüchtung der Weinbauschule Klosterneuburg fest. Die Weine zeigen sich vor allem in höheren Qualitäten fruchtig-elegant und extraktreich.

Der „Cousin“ des Burgunders, wie ihn Josef Umathum aus Frauenkirchen bezeichnet, sei sowohl im Handling wie auch „geschmacklich ein Individualist“, was dem St. Laurent seiner Einschätzung nach weiterhin „ein Nischendasein bescheren wird“. Nach seinen fast abgeschlossenen Zweigeltklonenversuchen tüftelt Umathum nun über Sankt-Laurent-Klonen. Heuer werden nach einer dreijährigen Untersuchungsphase die ersten Vorstufenanlagen bepflanzt.

„Er macht schon Arbeit“, meint Axel Stiegelmar vom Golser Weingut Juris. St. Laurent sei zur Blütezeit sehr verrieselungsanfällig, und für Spitzenqualität müsse radikal ausgeschnitten werden. „Das ist intensive Arbeit“, so Stiegelmar. Und darüber hinaus war lange Zeit schwer vertretbar, warum man gerade Weinstöcke mit derart hohem Fruchtansatz ausdünnen sollte.

Bis 2003 plant Herbert Toifl, Geschäftsführer im Weingut des Chorherrenstifts Klosterneuburg, die St. Laurent-Anbauflächen in zwei Ausbaustufen um mehr als 25 Hektar aufzustocken. Dabei verfügen die klösterlichen Winzer in Tattendorf bereits jetzt über die höchst beachtliche St. Laurent Fläche von 25 Hektar, das ist weltweit die größte. Toifl zeigt sich begeistert über das Potenzial seiner Lagen, „vor allem seit die Qualitätsrichtung intensiviert und konsequent selektioniert wird. Das Stift identifiziert sich seit Jahrzehnten sehr stark mit St. Laurent, hat seine Tradition immer gepflegt“. Man sagt den Stiftsvätern ja auch nach, dass sie die Pflanze eigentlich nach Österreich gebracht haben.

Luzia Schrampf